Fleischfressende Pflanzen – Natürliche Insektenfänger

Sie haben nicht nur einen ungewöhnlichen Namen, sondern sehen auch noch faszinierend aus: fleischfressende Pflanzen. Auch wenn sich der Name sehr gefährlich anhört, sind sie doch völlig ungefährlich – jedenfalls für uns Menschen. 😉

Fleischfressende Pflanzen werden auch als Karnivoren bezeichnet und sind auf der ganzen Erde verbreitet. Es gibt circa 1.000 Arten, von denen die meisten aus warmen und tropischen Regionen stammen. Doch auch in unseren heimischen Mooren lassen sich Arten des Sonnentaus und des Fettkrauts finden. 

Wenn du mit diesen exotischen und einzigartigen Pflanzen dein Zuhause verschönern möchtest, gibt es einiges zu beachten, denn sie sind anspruchsvoll in ihrer Haltung.

Deswegen geben wir dir in diesem Beitrag einen Überblick über die richtige Pflege von fleischfressenden Pflanzen und ihren Jagdmethoden.

Fangtechniken von fleischfressenden Pflanzen

Die fleischfressenden Pflanzen haben verschiedene Techniken entwickelt, um ihre Beute zu fangen.

Klappfalle: Bei der Klappfalle besitzt die Pflanze zwei Blatthälfte, die die Beute einschließen. Die Falle klappt zu, sobald die Härchen der Blätter zweimal berührt werden. Das Insekt versucht natürlich, aus der Falle zu entkommen und bewegt sich sehr viel. Dadurch werden die Härchen innerhalb der Falle immer weiter gereizt, was dazu führt, dass die Pflanze ihre Falle hermetisch verschließt. Anschließend wird das Insekt durch ein Sekret verdaut. Nach ein paar Tagen öffnen sich die Blatthälften wieder. Der Chitin-Panzer von Insekten kann nicht verdaut werden und bleibt deshalb in der geöffneten Falle liegen. Wenn der Panzer durch den nächsten Regen weggespült wird, ist die fleischfressende Pflanze wieder bereit zur Jagd. 

Die Venusfliegenfalle, die wohl bekannteste fleischfressende Pflanze, nutzt diese Jagdtechnik.

Klebefalle: Fleischfressende Pflanzen, die mit der Klebefallen-Technik jagen, sondern ein klebriges Sekret auf ihren Blättern aus, dass die Insekten anzieht und an dem diese dann kleben bleiben. Bei größeren Insekten kann es aber durchaus passieren, dass diese genügend Kraft haben, um sich aus der Falle lösen zu können.

Mit Hilfe von Enzymen werden die Insekten dann verdaut. Diese Fangtechnik wenden unter anderem Fettkraut, Sonnentau oder Taublatt an. 

Fallgrubenfalle: Einige fleischfressende Pflanzen besitzen Blätter mit Hohlräumen, in welche die Insekten hineinfallen. Aufgrund der glatten Wände dieser Fallgruben kommt die Beute aus diesen nicht mehr heraus und werden verdaut. Die Größe der Beute richtet sich hierbei nach der Öffnung des Fangorgans. Fleischfressende Pflanzen, die diese Jagdmethode benutzen, sind ua. die Kannenpflanze und die Schlauchpflanze. 

Reusenfalle: Die Reusenfalle ist ähnlich wie die Fallgrubenfalle, nur dass die Wände der Fallgrube mit kleinen Borsten besetzt sind, die eine Flucht der Insekten verhindern. Die Papageien-Schlauchpflanze nutzt diese Fallenart.

Saugfalle: Die Saugfalle funktioniert nur unter Wasser und wird nur von den Wasserschläuchen angewandt, da diese hauptsächlich unter Wasser wachsen. Die Fangorgane dieser fleischfressenden Pflanze sind mit Luft gefüllte Fangblasen, die durch Unterdruck Wasser und die Beute schlagartig einsaugen.

Wie locken fleischfressende Pflanzen ihre Beute an?

Wir wissen nun also, wie fleischfressende Pflanzen jagen, doch wie locken sie die Insekten überhaupt erst einmal in ihre Nähe? 

Die Pflanzen locken ihre Beute entweder durch intensiven Duft, leuchtende Farben oder glitzernde Tropfen, die nach Nektar duften, zu sich. Spoiler: Der Nektar lähmt die Insekten. 

Einige Sonnentau-Arten nutzen zusätzlich noch Tentakel und Fangklappen, damit sie ihre Beute dahin bekommen, wo sie sie haben wollen.

Die richtige Pflege von fleischfressenden Pflanzen

So schön und faszinierend fleischfressende Pflanzen auch sind, ist ihre Haltung leider nicht ganz einfach. Es ist wichtig, dass du über die unterschiedlichen Ansprüche der verschiedenen Arten Bescheid weißt, da sie als Zimmerpflanzen nicht ganz einfach zu kultivieren sind. 

Die wichtigsten Aspekte für lang lebende, glückliche fleischfressende Pflanzen sind Luftfeuchtigkeit, Licht, Temperatur und Nährstoffbedarf. Am pflegeleichtestens für die Wohnung sind das Fettkraut, der Sonnentau und die Venusfliegenfalle. 

Luftfeuchtigkeit

Karnivoren benötigen eine hohe Luftfeuchtigkeit, die am besten in geschlossenen Räumen wie Terrarien und Minigewächshäusern erreicht werden kann, denn bei einigen Arten sind bis zu 100% Luftfeuchtigkeit erforderlich. Für alle Arten gilt, dass die Luftfeuchtigkeit bei mindestens 60% liegen muss. Trockene Heizungs- und Zimmerluft schadet den Pflanzen erheblich. Dies liegt an ihrer Herkunft, da fast alle fleischfressenden Pflanzen aus Sümpfen oder Feuchtgebieten stammen.

Auf Dauer lohnt sich die Anschaffung eines Hygrometers, mit dem die Luftfeuchtigkeit im Raum beziehungsweise im geschlossenen Terrarium genau im Auge behalten werden kann.

Gießen

Ganz wichtig ist bei fleischfressenden Pflanzen außerdem das richtige Wasser! Das Wasser muss unbedingt nährstofffrei, kalkfrei und mineralfrei sein. Die erste Wahl hierbei wäre Regenwasser, doch auch Osmosewasser würde sich noch eignen. Leitungswasser abkochen zu lassen, reicht nicht aus, auch das würde den Pflanzen noch schaden. Wenn du weder Regenwasser noch Osmosewasser zur Verfügung hast, kannst du als Ersatz auch stilles Mineralwasser nehmen.

Das richtige Wasser brauchen sie dann allerdings im Überfluss. Das Substrat muss immer feucht sein. Am besten sorgst du dafür, indem  du bis zu zwei Zentimeter Wasser im Untersetzer stehen lässt. Wenn die Feuchtigkeit komplett aufgesogen wurde, warte zwei Tage ab, bevor du wieder Wasser nachgießt. Vermeide es, die fleischfressenden Pflanzen von oben zu gießen, da die Pflanzenteile sehr empfindlich sind.

Im Winter halten die meisten fleischfressenden Pflanzen Winterruhe, wobei ihr Feuchtigkeitsbedarf stark sinkt. Die Erde muss noch feucht bleiben, darf aber keine Staunässe mehr aufweisen.

Standort

Weiterhin mögen fleischfressende Pflanzen es warm und hell. Deswegen sollten sie am Südfenster stehen. Da gerade im Winter ein Mangel an Licht herrscht, empfiehlt es sich, mit künstlichem Tageslicht nachzuhelfen. Auch hier bietet sich das Terrarium an, da es sich gut ausleuchten lässt. Verlängere damit die Tageslichtphase um mindestens 4 Stunden.
In den Herkunftsgebieten von fleischfressenden Pflanzen gibt es kaum Schatten durch höheren Bewuchs. Sie sind es also gewöhnt, sehr viel Licht abzubekommen. Ändern sich die Lebensbedingungen der Pflanzen zu sehr, kann es sein, dass sie ihren kompletten Wuchs daran anpassen: Sie fangen an größer zu werden und ihre Fallen zu Blättern zurück zu bilden, damit sie mehr Photosynthese betreiben können. 

Nährstoffe

Was fleischfressende Pflanzen gar nicht benötigen sind Nährstoffe. Deswegen gibt es spezielle Karnivorenerde, die absolut nährstoffarm ist. Außerdem ist sie feuchtigkeitsspendend und kalkfrei. Ihre Nährstoffe beziehen die Pflanzen aus ihrer Beute, die beim Lüften der Wohnung von den Duftstoffen angelockt werden. Wenn du deine fleischfressenden Pflanzen in nährstoffreiche Erde pflanzst, kann es zu einer Überversorgung und im schlimmsten Fall zu einer toxischen Reaktion kommen. Dementsprechend müssen und dürfen sie auch nicht gedüngt werden.

Karnivoren solltest du einmal im Jahr umtopfen, damit sie optimal wachsen können. Wie bei den meisten anderen Pflanzen auch, eignet sich dafür der Frühlingsbeginn. Die Vegetationsperiode der fleischfressenden Pflanzen beginnt Ende Februar/ Anfang März, was eine ideale Voraussetzung dafür ist, dass sie im neuen Topf gut anwächst. 

Wie du Pflanzen am besten umtopfst, erfährst du übrigens in diesem Beitrag.

Darf ich fleischfressende Pflanzen füttern?

Es ist ein naheliegender Gedanke und vor allem bei Kindern ein beliebter Spaß: fleischfressende Pflanzen füttern. Doch langfristig geschehen schadest du damit deinen exotischen Schätzen. 

Karnivoren brauchen nicht viel zum Leben und die paar Insekten, die sie im Jahr fangen, reichen ihnen vollkommen aus. Künstlich herbeigeführtes Futter bringt die Pflanze aus dem Gleichgewicht, da mehr Enzyme zur Verdauung gebildet werden müssen.

Die Falle der Venusfliegenfalle kann sich nur maximal fünf mal öffnen und schließen, bevor sie eingeht. In diesem Fall wird der betreffende Teil übrigens schwarz und fällt irgendwann ab.

Wenn du deine Pflanzen unbedingt füttern möchtest, achte darauf, dass du Insekten in der richtigen Größe auswählst. Dazu gehören Mücken, Fruchtfliegen oder Stubenfliegen. 

Essensreste solltest du auf keinen Fall verfüttern, da die Verdauung bei den fleischfressenden Pflanzen sehr langsam vorangeht und die Essensreste sich unter übler Geruchsentwicklung zersetzen.

Und so schön die Vorstellung auch ist: Fleischfressende Pflanzen lassen sich nicht gezielt zur Insektenbekämpfung einsetzen. Natürlich werden einige Insekten den Pflanzen zum Opfer fallen, aber da deren Verdauung Tage bis Wochen in Anspruch nehmen kann, gibt es keinen größeren Effekt bei der Insektenbekämpfung.